Laurentius Kapelle Waltrop-Leveringhausen
ca . 1980 bis 2010Die Laurentiuskapelle ist für mich der zentrale Ort der Erinnerung des Aufwachsen im Ruhrgebiet, das mir fast schon wie ein geronnenes Klischee über das Leben hier vorkommt. Inmitten der Felder und des kleinen Waldstückes zwischen Castrop-Rauxel Ickern und Waltrop gelegen kam ich sehr häufig auf kleinen Wanderungen mit meinem Vater dort vorbei. Vor dort konnte man auf der anderen Seite des Dortmund-Ems-Kanals die Zeche Ickern III sehen, auf die er als Maschinensteiger einfuhr. Bei frostigem Wetter trug die Kälte die Lüftergeräusche des Luftschachts Ickern IV zu einem herüber. Am Horizont sah man die Silhouette der Zeche Minister Achenbach I / II. Als Kind konnte ich noch den Bauernhof am Waldrand sehen, über die Jahre verschwand er immer mehr in der Bergsenkung. Die unterirdische Welt meines Vaters, die ich nie betreten habe, sie trat über die Jahre immer mehr an die Oberfläche und grub ihre Spuren in die Landschaft.
Im Turm der Kapelle findet sich eine der ältesten Glocken Westfalen. Seit dem Mittelalter ging die Zeit an ihr vorbei. Die Zechen verschwanden, der Horizont verlor eine Landmarke nach der anderen, die Kapelle blieb. In ihr haben meine Frau, Kind jugoslawischer „Gastarbeiter“ und ich, Sohn eines masurischen Vaters und einer niedersächsischen Mutter 2010 schließlich kirchlich geheiratet.
Wenn es kommt wie geplant wird die B474n der Landschaft, die die Kapelle umgibt, eine völlig neues Gesicht geben.
1 Kommentar
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B474
Sehr schön beschrieben, aber über die B474n wüßte ich gern mehr. Wir bekämpfen hier bei uns in Voerde die geplante B8n, die unsrere Stadt kaputt machen würde.