Hüttenwerk Rheinhausen
Mitternächtliche Stimmung um das Jahr 1960Hüttenwerk Rheinhausen (etwa von der damaligen Bahnüberführung in Friemersheim, nahe der alten Mühle betrachtet.)
Ich drücke es in einem Gedicht aus, das ich 1960 für unsere Deutsch-AG am Städt. Naturw. Gymnasium Rheinhausen (später Krupp-Gymnasium) geschrieben habe. Gewünscht war vom Leiter der AG ein Gedicht im Stil des Lyrikers Gottfried Benn, der bewusst traditionellen Wortbestand mit Fremdworten aufmischte.
RHEIN-RUHR-MITTERNACHT
Musikvolle Dissonanzen der Pfeifentöne
im Intervall einer halben Sekunde
der Orgelpunkt summender Räder die Schöne
der Ruhrgebietmitternachtsstunde.
Bisweilen schleicht eine Limousine
das Pflaster scheint gelb vom Abblendlicht
einer mit Hut in der Führerkabine
ein Walzenbruch etwa Sonderschicht.
Jetzt wieder ein Hochofensamenerguss,
Paroxysmus der Himmelsröte
das ewige Abendrot dort am Fluss.
Vom starren Wald der Schlote dringt Getröte.
In hohem Stockwerk eine helle Kammer:
vielleicht nahm jemand die Bibel?
Und manchmal horch ein Rufen wie aus Jammer.
Hochrot am Horizont glänzt Homofabers Banner,
beschwichtigt flackernd die enfants terribles.
Johannes Heinrichs, 1960
in: Sprache spricht mir. Summa poetica, araki-Verlag Leipzig 2013.
Gemälde des Duisburger Malers Hans Bendiks
1 Kommentar
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Wundervoll
Ein ganz wundervolles Zitat, dieses Gedicht, super!