Rüttenscheider Glaubenskriege

1956/57

In der 4. Klasse war ich auf der katholischen Christinen-Schule in Essen-Rüttenscheid. Nicht nur die Tatsache, dass wir – mit dem Lehrer zusammen – 60 (sechzig!!!) Personen in der Klasse waren, blieb mir in guter Erinnerung, sondern auch folgende Geschichte:

Wir hatten einen gemeinsamen Schulhof mit der gegenüber liegenden evangelischen Gerswida-Grundschule. Die unterschiedlichen Glaubensrichtungen wirkten sich dann auch auf unser Leben bzw. Verhalten den „Andersgläubigen“ gegenüber auf. Mir als gerade Zugereister aus der Diaspora Berlin war dies fremd.

Im Winter, damals gab es noch reichlich Schnee, wurde in der Mitte des großen Schulhofs ein schwarzer Strich als Trennungslinie gezogen; wohl aus Steinen und Kohlestücken. Und dann begannen in den großen Pausen die heftigen Schneeballschlachten – wobei die Schneebälle auch schon mal einen harten Kern besaßen…………….

Und außerhalb der Schulzeiten wurde es spannend und konnte durchaus unangenehm werden. Wenn man alleine unterwegs war und überraschend auf Evangelische traf, gab es häufig eine deftige Klopperei. Verschweigen will ich natürlich nicht, dass es auch umgekehrt so ablaufen konnte. So war es dann manchmal besser, man nahm die Beine in die Hand und suchte schnellstens das Weite. Ich erinnere mich noch, dass drei Angreifer einmal recht verdutzt waren, als ich mich kräftig wehrte. Aber ein anderes Mal rannte ich doch lieber weg und flüchtete mich in das Schwesternheim in der Franziskastraße, wo heute die neue Kita steht. Diese drei Jungen müssen doch zu bedrohlich auf mich gewirkt haben.

Und heute bin ich glücklich mit einer Evangelischen verheiratet.

Eine Erinnerung von Eine Erinnerung von tg

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Christinenstraße 4
45131 Essen
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