Gute Hoffnungshütte
2006Gute Hoffnungs Hütte
Ja, damit hat es was zu tun. Die Zukunft sollte immer voll guter Hoffnung sein. Petra geb.1960, wohnt in Oberhausen, Bergmannstochter. Ihr Vater, Kohlenhauer. Sie in Essen geboren. Papa in Bottrop. Mutter ist Hausfrau, geboren in Essen. Jetzt ist Zeit für eine Erinnerung an vergangene Zeiten und deren Orte. Das Projekt „Zeit-Räume Ruhr“ weckt sie auf, die Erinnerung in ihr. Ganz deutlich sieht sie es vor ihren Augen, oder besser noch, in der Magengegend, denn die Erinnerung besteht aus Angst. Vater Werner Karl war Kohlehauer auf der Zeche. Doch daran erinnerte sie sich nicht. Nur, ein bisschen kann sie sich an die Dias erinnern, die gezeigt wurden. Das war etwas Besonderes, zu dieser Zeit. Dias ansehen! Aber es sind sehr verblasste Erinnerungen. Ihr Vater verstarb bereits, als sie erst 21 Jahre jung war. Die eigenen Geschichten bleiben besser im Gedächtnis, besonders, wenn diese mit Angst zu tun haben.
Sie war ca. neun Jahre, als ihr Großvater verstarb, er war Bergmann im Ruhestand. Sein Herz und seine Lunge waren des Lebens müde. Den geliebten Großvater zu verlieren, ist schlimm und zum ersten Mal zerbricht eine sonst heile Welt. Ihre Sinne werden besser, Augen und Ohren sind geschärft. Sie verspürt viel Angst zu dieser Zeit, hört jedes kleine Geräusch. Ein Zischen am frühen Morgen. Das ist besonders schlimm und erst traut sie sich nicht, es zu erzählen. Doch irgendwann brach sie ihr Schweigen und erzählte es Ihrer Mutter. „Weißt du mein Kind!“ „Wir wohnen auf einem Berg und der Wind treibt das Geräusch des Löschens zu uns hoch,“ sagt ihre Mutter. „Was für ein Löschen?“ fragt Petra. „Koks muss abgelöscht werden mit Wasser, das braucht man zur Herstellung von Stahl. Das Stahlwerk liegt im Tal.“ Petra war beruhigt und konnte am Morgen nun wieder schlafen.
Noch einmal in ihrem Leben, bekam sie wegen genau diesem Werk große Angst.
Irgendwann nach 2006 in einer Nacht und Nebel Aktion. Ein irrer Knall in der Dunkelheit. Heute wohnt sie auf der Quellstraße und die Sprengung der Guten Hoffnungshütte ist vollbracht. Da war diese Version. O Version. Die Stones waren da. Haben Open Air gesungen und auf Ihrer Terrasse hat sie mitsingen können. Nichts hielt sie zuhause. Raus auf die Brücke, von der man den Gasometer sieht und über das freie Land bis zum Rest der Stahl Industrie. Ein Stück Kultur im Feuerwerk.
Wo war das jetzt?
So stand sie taurig mit dem Fotoapparat vor den Stahlresten. Die Sprengung, der Knall hatte ein Kunstwerk entstehen lassen, welches fotografiert werden wollte.
Irgendwann wollte Sie es malen. Das stand jetzt schon fest.
Heute steht sie auf der Brücke und schaut dem Bagger zu. Stillstand im Ruhrgebiet. Nein! Das Ruhrgebiet klebt nicht an der Vergangenheit. Obwohl… manchmal bleibt ein Stück stehen. So wie den Gasometer, den man von hier sieht. Der Lepkes Bach findet bald wieder den Weg durch die Landschaft. Vergangenheit zurückholen, heißt auch die Natur wieder auf den richtigen Weg bringen. Mit dem Alten Güterbahnhof Gleispark ist es gelungen und wir Einheimischen wollen alles was war im Bild festhalten. Dafür haben wir unsere selbsternannten Künstler. Autodidakt und ungeschliffen. Kohle und Stahl. Kohle kann man nicht schleifen und Stahl bekommt Rost. So ist das hier im Ruhrgebiet. So sind seine Menschen mit kleinen Fehlern, aber voller Hoffnung. Sie findet dieser Platz sollte Gute Hoffnung Platz heißen. Auf jeden Fall heißt ihr Bild bald so. Gute Hoffnung Oberhausen. Leben wir es.
Dies ist meine Geschichte, erzählt aus der Erinnerung.
Ich werde dazu das Bild malen. Versprochen!
Eure Petra Oppawsky
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GHH Oberhausen Sterkrade
Schöner Beitrag . In den Anfängen war es tatsächlich die Gute Hoffnung Hütte. Später hieß sie aber Hüttenwerke Oberhausen Aktien Gesellschaft . ( HOAG ) Und nacher hat der Thyssen Konzern das ganze übernommen . Der Name Gute Hoffnungs Hütte ( GHH ) war eigentlich prägend für das Hüttenwerk im Oberhausener Stadtteil Sterkrade. So kenne ich nur den Werdegang der beiden Hütten in Oberhausen.
Wir Kinder des Ruhrgebietes
toller Bericht, stimmt mich melancholisch und gibt mir gleichzeitig das Gefühl, wir Pottkinder sind eine große Gemeinschaft, aus dem gleichen Holz geschnitzt, keiner ist allein mit seinen Sorgen, Ängsten und auch Freuden.
Ich freue mich schon aufs Bild!
Stefanie Kimmeskamp, 7.10.74,geb. in Essen aufgewachsen in Bottrop
@D. Andermahr
Der Werdegang der GHH begann als JHH, Jacobi-Haniel-Hütte.
Ich wohne heute da, wo die Eisenbahntrasse der HOAG endete, vor den Walsumer Toren von Thyssen Krupp Steel. Die Trasse mag unser Hund sehr, nur dafür ist sie noch da, fürs Gassigehen.
Ja, das ist wirklich bildhaft geschrieben.
Die“Gute Hoffnung Hütte“ kenn ich noch von früheren Zeiten, so um 1980/81/82, aber nur aus dem Radio. Da gabs im SFB1, Sender Freies Berlin, immer Börsenkurse und es hieß „Gute Hoffnungshütte Stämme….“.
Versprechen
Das Bild ist fertig.
Das Bild und viele schöne andere Bilder, könnt Ihr in einer Ausstellung, der Künstler von der Kurve, in der Cueterey, Weitkamp 10, vom 14.10 bis zum 28.Oktober sehen.
LG