SchachtZeichen

22. bis 30. Mai 2010

„Die Aktion SchachtZeichen geht auf die fabelhafte Idee von Volker Bandelow zurück, dem Bergbau, der über mehr als ein Jahrhundert lang das Ruhrgebiet geprägt hat, eine soziale Skulptur zu widmen. Nachdem die Bewerbung 2010 „Essen für das Ruhrgebiet“ um den begehrten Titel Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2006 erfolgreich war, brachte Volker Bandelow seine Vorstellung zu Papier, die unter der Projektnummer 221 registriert und nach eingeghender Prüfung als Projekt von RUHR.2010 akzeptiert wurde. Damit setzte sich ein Mammutunternehmen in Gang, dessen Ausgang und Ausmaß wohl kaum einer der Beteiligten voraussehen konnte.“
So formulierten es Fritz Pleitgen und Oliver Scheytt im Vorwort zur Dokumentation
„SchachtZeichen – Geschichte, Menschen, Ballone, herausgegeben von Volker Bandelow, Michael Moos, Sabine Radomski und Rolf Tiggemann, erschienen im Klartext Verlag, Essen 2011.“
Als einer von 1.764 Frauen und Männern meldete ich Ruhrgebietskind mich freiwillig als SchachtZeichen-Volunteer. Nach einer intensiven, zentralen Schulung in Essen wurden wir in die Praxis auf unseren Standorten entlassen. Es galt, die Ballone sachgerecht aufzulassen und einzuholen und auch auf überraschende Situationen zu reagieren. Bei starkem Wind mussten die Ballone von der normalen Höhe in 80 Metern auf 30 Meter oder ganz eingeholt werden.
Kleine Beschädigungen waren zu reparieren und Gas bei Bedarf nachzufüllen. Neun Tage lang absolvierte ich stundenweise meinen Dienst am Standort Friederica 1 neu in Bochum hinter der Friederika-Schule. Ballonpate war Prof. Dr. Dietrich H. W. Grönemeyer, der mit Bruder Herbert unweit der Zeche im Ehrenfeld aufgewachsen ist.
Zu dem abwechselungsreichen Programm unter unserem Ballon gehörte ein Wuselgottesdienst, Sport- und Kinderfeste und Veranstaltungen für Schulklassen. Eine historische Ausstellung informierte über die Zechengeschichte, ein Bergmannstreff, Musikabende, Lesungen und Diavorträge ergänzten das Angebot.

Natürlich ließ ich es mir auch nicht entgehen, andere Standorte aufzusuchen.
311 Schachtstandorte in einem Revier von 4.000 Quadratkilometern wurden durch die gelben Ballone noch einmal in die Gegenwart geholt. Manche Immobilienentwickler meinten zwar, der Blick zurück könnte den Blick auf die Zukunft trüben, aber ich denke, ohne Erinnerung an das Fundament, auf dem Neues entstehen soll, fehlt etwas.
Der Erfolg der SchachtZeichen, die Menschenmengen in Bewegung gesetzt und zu kreativem Tun angeregt hat, dürfte den Kritikern wohl den Wind aus den Segeln genommen haben.

Eine Erinnerung von Norbert Hugo Wagner

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