Tannenbaum vor dem hamborner Rathaus

1963/1988

Kurz nach Weihnachten erinnere ich mich an ein kleines Gedicht meines Vaters. Es wurde etwa 1963/1964 als Leserzuschrift an den DGA („Duisburger Generalanzeiger“) veröffentlicht. Er hat noch einige andere Gedichte geschrieben, die etwas ganz anderes waren als seine Arbeit in der Verwaltung des „Hamborner Bergbaus“. Leider sind seine Texte nur zu einem wahrscheinlich kleinen Teil erhalten. Sie sind jedenfalls auch eine Erinnerung an ihn, der schon 1970 gestorben ist. Das Foto habe ich kurz nach Weihnachten im Jahre 1989 gemacht. Es zeigt den traditionellen Weihnachtsbaum auf der Ecke des Amtsgerichtsplatzes in Hamborn, schräg gegenüber dem Rathaus aus dem Jahre 1904. Mit diesem historisierenden Bau im Neurenaissancestil gab sich die Gemeinde Hamborn im Vertrauen auf eine gute Zukunft eine Bedeutung die sie historisch nie hatte. Dennoch ist der Anblick des Rathauses Hamborn immer wieder schön und eine angenehme Erinnerung an meine alte staubige Heimat. Hier nun das Gedicht meines Vaters:
Der Tannenbaum
Es steht im Wald ein kleiner Baum

und träumt von einem warmem Raum

wo er nicht spürt den kalten Wind,

wo viele muntre Kinder sind.
So träumt er nun schon viele Jahr,

hält lockend seine Äste dar

und wartet auf die gute Zeit,

die, wie er hofft, ist nicht mehr weit.
Was mancher hofft, trifft manchmal ein.

Das Warten will beendet sein.

Die ersehnte Zeit beginnt dieweil

durch ein gefährlich scharfes Beil.
Schon viele sind so – unbelehrt-

von ihrem Walde abgekehrt.

Doch wie sie später es gefunden,

zurück kam keiner zu bekunden.
Es träumt drum jeder Tannenbaum

weiter seinen Lieblingstraum,

Erst wenn im Feuer er muss büßen,

flucht er dem Traum, dem süßen.

 

Hans Andres

Eine Erinnerung von M. Andres

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