Unterwegs mit der Straßenbahn in Bottrop
1960erIn meiner Kindheit gab es zwar immer ein Auto in der Familie, das nur mein Vater fuhr, bzw. fahren konnte. Das Hauptverkehrsmittel für meine Mutter, meine Oma und mich war die Straßenbahn.
Direkt vor unserer Haustür war eine Straßenbahnhaltestelle.
In die eine Richtung fuhren wir nach Gladbeck: Einkaufsbummel, Dom-Café oder Schloss Wittringen.
In die andere Richtung ging es zum Pferdemarkt und evtl. von dort aus mit einer anderen Bahn nach Essen.
„Die Einkaufsstadt“ nannte und nennt sich Essen noch heute. Das war damals immer eine größere Einkaufstour – mit einer Mahlzeit im Restaurant im Kaufhaus Loosen, direkt über der wundervollen großen Stoffabteilung. Und dann ging es natürlich auch ins Spielzeuggeschäft Roskothen. Und zu Kaffee und Kuchen ins Café Overbeck.
Hinten in der Straßenbahn saß die Schaffnerin auf einem erhöhten Sitz. Ich erinnere mich daran, dass jemand unbedingt eine Hin- und Rückfahrkarte kaufen wollte, was aber nicht vorgesehen war. Er beharrte so lange darauf, bis sie ihm 2 Karten verkaufte – aber ob die dann auf der Rückfahrt akzeptiert wurde???
Faszinierend fand ich den Straßenbahnfahrer mit seiner Kurbel und die Klingelleine, mit der signalisiert wurde, dass weitergefahren werden konnte.
Ab 1965 fuhr ich dann jeden Tag mit der Straßenbahn zum Gymnasium. Aus unserem Erkerfenster konnte ich sehen, wenn die Straßenbahn in der Ferne auftauchte – und dann schnell zur Haltestelle runterlaufen.
Viele meiner Klassenkameradinnen fuhren mit der gleichen Bahn, so dass wir noch die Hausaufgaben austauschen konnten. Das wurde etwas schwieriger, als unsere Englischlehrerin ebenfalls jeden Morgen mit der Bahn zur Schule fuhr.
Irgendwann gab es dann nur noch Busse, da habe ich mich damals nicht so wohl gefühlt.
Ende 2016 gab es in Bottrop eine Ausstellung zur Straßenbahn in Bottrop in der Zeit von 1899 bis 1976:
https://www.bottrop.de/kultur-und-bildung/aktuelles/ausstellung-strassenbahn.php
„Am 26. November 1976 fuhr die letzte Straßenbahn durch Bottrop“
Außerdem erschien 2016 das Buch „Auf Schienen zur Schicht“ von Klaus Giesen
Das Foto zeigt eine alte Ansichtskarte mit den Straßenbahnen am Pferdemarkt.
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Gestern und heute
Ich vermute mal, es handelte sich um die „Vestischen Straßenbahnen“ die immerhin über das meterspurige Netz nicht nur mit der Stadt Essen sondern auch mit Oberhausen (über Osterfeld) und auch mit dem ursprünglichen hamborner Netz als meterspurigem Teilnetz der „DVG“ verbunden waren. So konnte auch das Knappschaftskrankenhaus in Bottrop noch von weit her erreicht werden. Wahrscheinlich kann sich heute niemand mehr anhand der schönen, aber leider grob aufgelösten Postkarte mehr an Ort und Stelle orientieren. Schade, daß im Kohlenpott keine Straßenbahnstrecke als Museumsstrecke mit den verschiedenen alten Zweiachsertypen und den späteren Gelenkwagen existiert. Um einen Eindruck von alten Straßenbahnen im Betrieb zu bekommen muß man bis Wuppertal Kohlfurt fahren.
Bei dem erhöhten Schaffnerplatz dürfte es sich um ein amerikanisches System handeln, daß der ÖPNV zur Rationalisierung Anfang der 60er Jahre auf den Strecken mit 6-Achser-Verkehr auch im Ruhrgebiet übernahm. Es war für einen großen Andrang konzipiert, kostete aber Sitz- und Stehplätze. Die Fahrgäste mußten hinten einsteigen und dann am Schaffnerpult bezahlen. So konnte die Bahn schon losfahren, wenn noch nicht alle Fahrgäste bezahlt hatten. Der Schaffner, der zugleich auch die Namen der Haltestellen durchsagen mußte, war von der Frage begreit: „Hier noch jemand zugestiegen?“ oder „die Fahrkarte bitte!“ Der Fahrer konnte sich allein auf das Fahren und den Straßenverkehr konzentrieren. Heute muß er -sozusagen nebenher- die Aufgaben des Schaffners übernehmen. So etwas nennt man auch „Rationalisierung“. Die Fahrpreise sind trotzdem so hoch geworden, daß allmählich die Fahrgäste ausblieben und schließlich Strecken in großem Umfang still gelegt wurden.
Heute kommt noch ein Gesichtspunkt hinzu: Ein 2-Achser mit 120 kW Leistung konnte gut 50 Personen transportieren. Heute stehen die Fahrgäste als Autofahrer auf Autobahnen und innerstädtischen Straßen nicht selten mit einem Fahrzeug mit 120 kW Leistung, das von einer Person besetzt ist, im Stau. Die Fahrten mit dem Auto benötigen erheblich mehr von der in Städten knappen Flächen als etwa eine Straßenbahnlinie mit zwei 6-Achsern in Doppeltraktion also, um die gleiche Transportleistung zu erbringen, die in einem 5-Minuten-Takt auch vom Zeitaufwand her attraktiv sein könnte. Die Belastung unserer Atemluft durch Auto bedingte Abgase und nicht zuletzt durch CO2 könnte sich dadurch dramatisch verringern. Auf diese Weise sollte uns diese Postkarte nicht allein als Erinnerungsort zu denken geben sondern darüber hinaus auch über die Perspektive bewährter und leicht umsetzbarer Elektromobilität zu denken geben.
1963 autounfall mit strassenbahn in Eigen
Hallo zusammen ich hätte gerne gewusst ob jemand sich erinnern kann das es 1963 einen Autounfall mit einer Strassenbahn in Bottrop Eigen gab .und ob es irgendwo nachlesbar ist . LG Marco
Ich erinnere mich daran, dass man in den 60er Jahren vom Pferdemarkt nach Essen (ich meine mich zu erinnern: bis zum Porscheplatz) mit einer Buslinie fahren konnte. Die würde betrieben mit Bussen des damals auch Bus- und LKW-Bauers Krupp. Beeindruckend fand ich als Kind das große Kruppemblem (drei Räder/Kreise) an der Frontseite der schweren Fahrzeuge. Und: die Fahrt entlang des Werkgeländes von Krupp.