Demonstrationen gegen Fahrpreiserhöhungen

Frühjahr 1968

Im November 1965 nahm die Ruhr-Universität den Lehrbetrieb auf. In den folgenden Jahren wurde auch Bochum Schauplatz vieler politischer Demonstrationen. Die ersten Aktionen richteten sich gegen Fahrpreiserhöhungen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG. Zum 1. Januar 1968 hatte das Nahverkehrsunternehmen die Tarife für Schüler und Studenten um 30 % erhöht. Fünf Tage nachdem in Bremen nach tagelangen Protesten eine Senkung der Tarife versprochen worden war, gingen am 29. Januar 1968 in Bochum etwa 3000 Schüler und Studenten auf die Straße und legten den ÖPNV lahm. Während es in der Bremer Innenstadt zu schweren gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Demonstrierenden und Polizeikräften kam, setzte man in Bochum auf Deeskalation. Die Polizei bemühte sich ohne Schlagstöcke und Reiterstaffel um die Aufrechterhaltung der Ordnung und des Verkehrs. Drei Wasserwerfer standen jedoch in Bereitschaft, um die Bevölkerung vor Ausschreitungen zu schützen. Ein Teil der Demonstranten stürmte das Rathaus und belagerte das Zimmer von Oberbürgermeister Fritz Heinemann, der über Lautsprecher versicherte, mit der Landesregierung über die Fahrpreiserhöhung sprechen zu wollen. Die Ungeduld hielt jedoch an, am Samstag, 3. Februar kam es zur dritten Demonstration. Ich marschierte mit meiner Kamera mit. Der ASTA der RUB, der Kreisjugendausschuss des DGB und die Schülermitverwaltung erklärten sich solidarisch. Der Demonstrationszug bewegte sich zuletzt zum Schauspielhaus, wo es doch noch zum Wasserwerfer-Einsatz kam. So gelangte ich nicht so trocken nach Hause, wie ich von dort aufgebrochen war.
Bald gab es weitere Gründe, auf die Straße zu gehen, wie nach dem Attentat auf Rudi Dutschke am 11. April 1968.

Eine Erinnerung von Norbert Hugo Wagner

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