Über den Wolken … – Der Flughafen und der Aero-Club Mülheim
1971, 1993 bis heuteAls Junge habe ich mit meinen Eltern öfter am Zaun des Flughafens Essen-Mülheim gestanden, Flugzeuge betrachtet und vom Fliegen geträumt. An den Pfingsttagen 1971 durfte ich dann gleich zweimal als Gast in einem Segelflugzeug mitfliegen. Das war nicht nur einfach ein unvergessliches Erlebnis, ich war vielmehr Feuer und Flamme. Auch wenn ich in den folgenden Jahren nur weiter vom Fliegen träumen konnte, war ich „angefixt“.
Zweiundzwanzig Jahre später, 1993 war es soweit. Frisch gebackener Single, sah ich von der A 52 bei Essen-Bredeney aus, wie ein Segelflugzeug am Windenseil hochgezogen wurde. Geradezu elektrisiert fuhr ich zum Flugplatz. Nach zwei Mitflügen stand für mich fest: Jetzt oder nie! Ein Fliegerarzt attestierte hinreichende Gesundheit, ich wurde Mitglied im Aero-Club Mülheim an der Ruhr. Unterwiesen von ehrenamtlich tätigen Fluglehrern erwarb ich die Lizenz zum Fliegen von Reisemotorseglern wie der HK36 Super Dimona.
Der Flughafen ist seitdem ein wichtiger Platz in meinem Leben geworden. Am Boden, wenn ich nicht fliege: der Platz ist eine eigene Landschaft, eine Quadratkilometer große offene Fläche, eingebettet in das Revier. Das Clubheim mit den Hangars im Süden, einige Gebäude und eine Traglufthalle für das Luftschiff im Norden, Bäume und Sträucher grenzen den Platz gegen das Umfeld ab. Mein Blick schweift über das periphere Ruhrgebiet, ich sehe den Fernmeldeturm in DU-Kaiserberg, eine hohe Kaminkonstruktion bei der Duisburger Innenstadt, Kühltürme im Nordwesten und Norden, hohe Gebäude schließlich in Essen. Natur und Technik: In den Wiesen (Greif)vögel, Feldhasen und sonstiges Getier, auch Rehe habe ich mal auf der Startbahn gesehen. Es ist sehr entspannend, hier zu verweilen, mit anderen Flieger_innen sich auszutauschen.
Wenn ich fliege: Mitten im Ruhrgebiet erhebe ich mich in die Luft und sehe diese Landschaft, der ich mich verbunden fühle, in ihrer – teilweisen – Schönheit und ihrer Zerrissenheit. Die Ruhr(talbrücke), die Innenstädte von Essen und Mülheim sind fast zum Greifen nah, die großen Kraftwerke gut zu erkennen. Bei einem Rundflug über die Region fällt u.a. auf, wieviele Golfplätze es hier gibt! Was am Boden war bleibt unten, hier zählt nur das Fliegen. Gegen Abend, wenn es ganz ruhig ist – keine Windböen, keine Thermik – läßt sich die Welt besonders gut betrachten.
Wenn ich gelandet bin: Das Flugzeug ist am Boden, der Körper, angeschnallt im Sitz ebenfalls, der Kopf will sofort wieder hinauf – meistens jedenfalls.
Ohne den Aero-Club Mülheim an der Ruhr stände ich wohl immer noch am Zaun.
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Anmerkung: Links im obigen Text sind durch Kursivschrift gekennzeichnet.
Die Fotos habe ich zwischen 2011 und 2016 aufgenommen:
- Luftschiffhalle und Startwinde
- Landendes Segelflugzeug ASK 21 (doppelsitzig)
- Super Dimona HK 36 (vorne) und Robin DR 400
- Vor dem Anlassen des Motors
- Beim Start: Blick auf Mülheim
- Der Flughafen von Norden
- Der Baldeneysee, Blick nach Osten
- Die Essener Innenstadt, im Vordergrund die Ruhrallee
- Die Flughafengebäude an der Zeppelinstraße
- Nach dem Schauer
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Never get lost
Post scriptum
Die Topografie (Flüsse), die Infrastruktur (Autobahnen, Kanäle, Kühltürme) des Reviers und die Landmarken der Industriekultur erleichtern ortskundigen Fliegern sehr die Orientierung – der Flugplatz liegt ungefähr 7 NM (13 km) südlich des Oberhausener Gasometers.
Über den Wolken
Vor einige Zeit schenkte mir mein Mann zu Weihnachten einen Flug mit dem Zeppelin (die Luftschiffhalle des Flughafens ist ja oben abgebildet).
Wir waren schon mit Sportflugzeug, Hubschrauber und Heißluftballon über unsere Stadt geflogen bzw. gefahren.
Einen Zeppelin-Flug habe ich mir immer besonders toll vorgestellt, wenn ich die Luftschiffe am Himmel gesehen habe. Dann war ich doch enttäuscht über die Lautstärke und das ständige Auf und Ab.
Aber ansonsten kann ich Arne nur zustimmen. Unser Flug ging Richtung Rhein – so viel Grün unter uns. Aus der Luft sieht alles so anders und interessant aus.