Zeche Hasenwinkel

1889 bis heute

In meiner Kindheit während der 1950er Jahre ging ich häufig mit meinen Eltern in Bochum an der Ruhr und durch ihre Seitentäler spazieren. Damals war die Blütezeit des Steinkohlenbergbaus an der Ruhr nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei diesen Spaziergängen sah ich trotzdem oft Gebäude und Reste von stillgelegten Zechen. Ein markantes Zechengebäude ist mir in Erinnerung geblieben. Später erfuhr ich, dass es sich um das Maschinenhaus der ehemaligen Zeche Hasenwinkel aus der Zeit um 1890 handelt.

Die Anfänge dieser Zeche lassen sich bis in das Jahr 1698 zurückverfolgen. Sie war seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit fast 1.800 Beschäftigten in den Jahren 1901 und 1902 eines der bedeutenden Bergwerke im Regierungsbezirk Arnsberg. Das verhinderte aber nicht, dass die Zeche Hasenwinkel 1923 geschlossen wurde und danach noch bis 1926 als Nebenanlage der Zeche Friedlicher Nachbar fungierte. Sie gehörte zu den 39 Ruhrzechen, die in den Jahren 1920 bis 1924 stillgelegt wurden.

Erhalten sind von der Zeche Hasenwinkel heute noch das Maschinenhaus, das von einem Architekturbüro genutzt wird, und das Ventilatorenhaus, welches als Wohnhaus dient. Beide Gebäude besitzen einen wichtigen historischen Wert. Sie dokumentieren den Übergang des Ruhrbergbaus vom Stollenbetrieb zum industriellen Tiefbau.

Der bekannteste Bergarbeiter der Zeche Hasenwinkel war wohl der Hauer Heinrich Kämpchen. Als Sprecher der Streikenden auf Hasenwinkel setzte er sich beim großen Bergarbeiterstreik 1889 für seine Kumpel ein. Er wurde deshalb vom Grubenvorstand entlassen, auf die berüchtigte „Schwarze Liste“ gesetzt und fand nie wieder Arbeit, lebte von einer kümmerlichen Knappschaftsrente. Heinrich Kämpchen begründete die kämpferische Bergarbeiterdichtung und veröffentlichte über 1.000 Gedichte. Er starb am 6. März 1912. Rund 4.000 Menschen gaben dem Bergarbeiterdichter bei seiner Beerdigung das letzte Geleit.

Eine Erinnerung von Heinz Rittermeier

1 Kommentar

  1. Heinrich Kämpchen - Bergmanns Los

    Interessante Erinnerung an den frühen Tiefbau im Ruhrgebiet und zugleich an den bedeutenden Arbeiterdichter Heinrich Kämpchen.

    Von ihm stammt das Gedicht „Bergmanns Los“ (1):

    Das ist des Bergmanns früher Tod:
    Er muß im Schacht
    Tagtäglich scharren um sein Brot
    In Dunst und Nacht. –

    Ihn hält die mühevolle Schicht
    Vom Tage fern,
    Er mißt das gold’ne Sonnenlicht
    Und Mond und Stern’. –

    Wühlt wie der Maulwurf immerfort
    Und scharrt und gräbt
    Im Kohlengang, am düstern Ort –
    Heißt das gelebt?

    Oft stürzt auf ihn mit Ungestüm
    Der Wasserschwall –
    Das Wetter dräut, das Ungetüm,
    Der Berge Fall. –

    So ist sein Leben immerdar
    Bedrängt, bedroht,
    Und stets umwittert von Gefahr,
    Von Not und Tod. –

    So macht er täglich seine Schicht
    In Stein und Kluft,
    Und gräbt beim trüben Lampenlicht
    Sich selbst die Gruft. –

    So haut er tief im Erdenschoß,
    Für sich allein –
    Das ist des Kohlengräbers Los!
    Kann’s trüber sein?

    Ich bin darauf aufmerksam geworden durch den gleichnamigen Beitrag von Norbert Hugo Wagner für dieses Portal, dem er den Anfang des Gedichts vorangestellt hat (2)

    ——————————————–
    (1): Quelle: https://de.wikisource.org/wiki/Bergmanns_Los_(K%C3%A4mpchen)
    (2): http://www.zeit-raeume.ruhr/die-erinnerungsorte/bochum-bergmanns-los/

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