Die Goldene Madonna im Dom

10. Jahrhundert

Die Goldene Madonna im Essener Dom ist ein wichtiger Erinnerungsort für das ganze Ruhrgebiet. Schon seit Ende des 10. Jahrhunderts gehörte die goldverzierte Figur der Gottesmutter Maria und ihres Sohnes Jesus dem Essener Damenstift. Bereits im Mittelalter wurde die Goldene Madonna bei Prozessionen mitgeführt und so der Öffentlichkeit präsentiert. Zwar wurde das Damenstift – eine religiöse Lebens- und Gebetsgemeinschaft für adlige Mädchen und Frauen – mit der Säkularisation 1803 aufgehoben. Doch der Schatz der Essener Stiftsdamen und ihre mehr als 1000 Jahre alte Kirche haben sich bis heute weitgehend erhalten.

Für mich ist die Goldene Madonna mit Dom und Domschatz ein wichtiger Erinnerungsort im Ruhrgebiet, weil sie an jene Zeit erinnert, die noch nicht durch Kohle, Stahl und Fabriktürme geprägt war. Gleichzeitig schlägt die „Dom-Insel“ als mittelalterliche Keimzelle der heutigen Ruhrgebietsmetropole Essen die Brücke in das durch die Industrie geprägte Ruhrgebiet der Nachkriegszeit: 1958 wurde hier das Ruhrbistum gegründet. Damit wurde die Münsterkirche, die ehemalige Kirche des Damenstifts, zum Dom. Ein Jahr später wurde die Goldene Madonna als „Mutter vom Guten Rat“ zur Bistumspatronin bestimmt. Seitdem hat sie ihren festen Platz in einer eigene Kapelle im linken Seitenschiff des Doms. Dort ist sie für mich wie für viele Menschen im Ruhrgebiet und gerade auch für Besucher ein fester Anziehungspunkt: Mit ihrem glänzenden Gold, aber vor allem mit ihrem Blick zieht sie die Betrachter in ihren Bann. Sie ist eben „Essen sein Schatz“. Aber sie ist für mich und viele andere Menschen im Ruhrgebiet auch ein Ort, der mit ganz vielen persönlichen Erinnerungen verbunden ist, und an dem schon seit Jahrhunderten Menschen innehalten, Kerzen anzünden und beten.

Fotos sind übrigens von Nicole Cronauge und Martin Engelbrecht.

Eine Erinnerung von Angelika Neugebauer

4 Bewertungen

  1. Essens kaum bekannter Schatz

    Mich erinnert die Madonna an die schöne Ausstellung „Gold vor Schwarz“ im Essener Ruhr Museum auf Zollverein im Jahr 2008. Es war die erste Wechselausstellung dort und der kohlegeschwärzte Ausstellungsort bot einen phantasischen Hintergrund nicht nur für die goldene Madonna.

  2. Gläubig

    Sehr gute Bilder, toller Text!
    Ich bin in keiner Weise dem christlichen Glauben verpflichtet, aber habe a) großen Respekt vor dieser Erinnerung b) schon deshalb einen Bezug zur Essener Münsterkirche, da ich in den 90er Jahren im Keller des Hauses als Student bei archäologischen Arbeiten dabei war. Zu meiner Schande muß ich gestehen, dass ich die Madonna gar nicht gesehen habe. Ich werde das nachholen.

  3. Essen sein Schatz

    Nie vorher haben mir kirchliche Reliquien so gut gefallen wie bei der Ausstellung „Gold vor Schwarz“. Die goldene Madonna und all die anderen wunderbaren Ausstellungsstücke in der Kohlenwäsche wirkten, als würden sie dorthin gehören!

  4. Bedeutendstes Kunstwerk im Ruhrgebiet!!!

    Die Goldene Madonna ist das bedeutendste Kunstwerk im gesamten Ruhrgebiet. Jeder, der hier zuhause ist und auch jeder, der die Region als Tourist besucht, sollte sie gesehen haben. Sie steht für die glanzvolle Geschichte der Stadt Essen, die heute so oft nur noch mit der Industriekultur in Verbindung gebracht wird. Allerdings war die Goldenen Madonna nicht in der Ausstellung „Gold vor Schwarz“ im RuhrMuseum auf Zollverein zu sehen, sondern verblieb auch für die Ausstellungsdauer im Essener Dom.

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