Eisgenuss

27. 01. 2017

Zu Zeiten, als man im Revier kaum auf Eisdielen stieß,

der Eismann alle Kinderherzen höherschlagen ließ.

War er zu hören, gerieten wir außer Rand und Band,

sind wie die geölten Blitze zum Eiswagen gerannt.

 

Haben hier die letzten Pfennige zusammengekratzt

und für ein Bällchen Eis damals einen Groschen gelatzt.

Ob Vanille, Schokolade, Erdbeere oder Nuss,

jede Geschmacksrichtung war schon ein himmlischer Genuss.

 

Die Krönung dazu aus einem Häubchen Sahne bestand,

falls man in seiner Tasche noch ein paar Pfennige fand.

Taschengeld in Kinderhand war knapp bemessen und rar,

das Eisschlecken war von Kindern fast nicht finanzierbar.

 

Folglich haben wir manche Kollekte angezettelt,

Mama und Papa, Oma und Opa angebettelt,

Flaschen gesammelt und das Pfandgeld sofort investiert,

so immer mal wieder ein leckeres Eis konsumiert.

 

War zu wenig Geld da, um die Lust auf Eis zu stillen,

kauften wir Kids für fünf Pfennig Salmiakpastellen,

haben diese mit Spucke auf den Handrücken geklebt

und beim Ablecken auch einen tollen Geschmack erlebt.

 

Bekomme ich heute mal einen Eisbecher serviert,

die gute alte Zeit unweigerlich Revue passiert.

So bilde ich mir ein beim genussvollen Eisschlecken,

Salmiakpastillen-Aroma herauszuschmecken.

 

 

Eine Erinnerung von Werner Siepler

1 Kommentar

  1. Richtig

    Nun ja. Eine Eiskugel im Kleinen Hörnchen kostete zehn Pfennig. Ab drei Kugeln gab es ein großes Waffelhörnchen. Das war wie die Hörnchen auch heute noch aus einem stark zuckerhaltigen Waffelteig im warmem Zustand zu einem Kegel gewickelt und kalte wurde das dann hart. Der Eismann hatte zunächst auch kein Auto, wie vielleicht Bullifreunde glauben wollen, sondern der hatte ein besonderes Fahrrad, das ähnlich gebaut war wie die Lieferfahrräder der Lesezirkel Zeitungsausträger. Der Antrieb hinten war wie bei einem normalen Rad: Also ohne Gangschaltung und mit mit Rücktrittbremse. (Funktioniert bei Wind und Wetter). Vorn waren zwei Räder, zwischen denen ein beachtlich großer Kasten eingebaut war. Auf dem Kasten lagen dann zwei gut polierte Verschlussglocken, die schon von weitem blitzten, wenn Sonnenlicht darauf fiel. Dmit das aber nicht allzuoft passierte, gab es auf dem Kasten, von dünnen Stangen getragen, noch ein dünnes Verdeck, aus einer Art Zeltplane, wie sie auch bei Marktständen üblilch war. Auch damals schon hat der Eismann gezielt die überwiegenden Aufenthaltsorte von Kindern oder von Eltern mit Kindern angesteuert. Welches Kind möchte kein Eis, wenn sich ein solcher Wagen (100% Umweltfreundlich), dessen Kassten dann auch manchmal sehr geschickt bemalt war, sich nähert? Es war mir immer ein Rätsel, wie der Eismann das Eis genügend kalt gehalten hat. Er hatte ja keine Kältemaschine auf seinem Rad. Wenn er den Deckel abnahm, war auch nur ein in etwa zylinderförmiger Behälter zu erkennen, in dem er oft mehrere Sorten zugleich hatten. (Anders als bei einer stationären Eisdiele.) Also kurz und gut, es ist ganz richtig: das Eis war tatsächlich mit den gesammelten Pfennigen zu bezahlen. Egal, ob es Geld vom Klüngelskerl war oder Wechselgeld das behalten werden durfte.

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 Bochum
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