Baedekerhaus

Das Baedekerhaus wurde 1927/28 nach einem Entwurf von Ernst Bode gebaut, mit einer Fassade aus Muschelkalkplatten und vier Figuren von Josef Enseling. Das Gebäude steht seit 1987 unter Denkmalschutz. Von Beginn an war die Buchhandlung G.D. Baedeker dort ansässig.

Nach dem 1.1.2003 wurde die Buchhandlung zwei Mal verkauft und im Jahr 2012 geschlossen.

Für zehn Jahre hatte ich einen guten Arbeitsplatz in schöner Atmosphäre und mit tollen Kolleginnen und Kollegen.

Im Herbst 2017 soll ausgerechnet die Buchhandelskette in das Haus ziehen, mit deren Auftauchen in der Stadt der Niedergang des Essener Buchhandels forciert wurde.

Eine Erinnerung von AS

3 Bewertungen

  1. Auch für mich ein Erinnerungsort

    Schön! Eine Buchhandlung als Erinnerungsort. Das gefällt mir.

    Nicht EINE sondern DIE Essener Buchhandlung: Baedeker und Buch – in Essen schienen mir das Synonyme. Schulbücher wurden bei Baedeker bestellt. Als Jugendlicher begleitete ich häufig meinen Vater, wenn er dort neue Fachbücher suchte. Auch meine Bücher kaufte ich meistens dort, bevor ich 1984 nach Bochum umgezogen bin.

    Der Umbau der Geschäftsräume in den 90er (?) Jahren war für mich nicht gelungen. Ein gutes Stück Individualität ging dabei verloren. Auf der neuen Verkaufsfläche hätte man alles anbieten können, hier waren es halt Bücher. Baedeker überlebte andere, kleinere Essener Buchhandlungen: Neher in Rüttenscheid, die Scharioth’sche Buchhandlung in einem offenen Innenhof gegenüber dem Saalbau (Philharmonie) hatten längst geschlossen, als Baedeker verkauft wurde.

    Die von AS erwähnte Buchhandlungskette brachte nicht nur Baedeker in Schwierigkeiten. In vielen Städten des Reviers, darunter Bochum und Dortmund und in ganz Deutschland eröffnete die Kette in bester Innenstadtlage die jeweils größte Buchhandlung, häufig vermutlich zu Lasten des ortsansässigen Buchhandels (1). Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet diese Kette jetzt in das Haus einziehen will (2).

    Die Bilder in meinem Kopf von diesem Abschnitt der Kettwiger Straße mit der Lichtburg, dem Baedeker-, dem Blum-Haus (heute P&C) und der Münsterkirche reichen bis in die 60er Jahre zurück und prägen mein Bild von der Essener Innenstadt.

    Auch wenn das Baedekerhaus erst 90 Jahre alt ist, ist der Ort schon seit 200 Jahren mit dem Namen Baedeker verbunden. Gottschalk Diedrich Baedeker erwarb 1817 hier ein Gebäude für seinen Verlag und seine Buchhandlung (3).

    Der Erinnerungsort könnte m.E. auch unter Kultur und Freizeit kategorisiert werden, vielleicht wegen der wechselvollen Geschichte der letzten Jahre auch unter Krisen und Konflikte.

    Ich hoffe, dass der/die Autor_in danach wieder einen ähnlich guten Arbeitsplatz gefunden hat.

    —————————————–

    (1) Das entspricht meiner Beobachtung und erscheint mir plausibel; mit Zahlen belagen kann ich das nicht.
    (2) WAZ vom 13.01.2017, https://www.waz.de/staedte/essen/die-mayersche-buchhandlung-zieht-ins-baedekerhaus-um-id209266047.html
    (3) Wikipedia-Eintrag Baedekerhaus, https://de.wikipedia.org/wiki/Baedekerhaus#Geschichte_und_Architektur

  2. Zustimmung

    Liebe AS, da kann ich mich dir nur anschließen. PF

  3. Bücher statt Socken

    Baedeker, „die“ Buchhandlung des Ruhrgebiets, ist für mich auch aus der Innensicht ein unvergesslicher Erinnerungsort. Meine Mutter arbeitete dort in den 1960er Jahren, und ich durfte nicht nur mit ersten Botengängen und Aushilfe meine ersten selbstverdienten Zehner erarbeiten, sondern auch meine Hausaufgaben im Buchkeller erledigen. Ein Bergwerk des Wissens!
    So sehr ich den Verlust der Buchhandlung bedauer(t)e und die bis heute andauernde Trauer der früher dort Tätigen nachvollziehen kann, muss ich doch einen Aspekt zur historischen Genauigkeit anführen: Der für den Niedergang des Hauses hat sich über mehrere Jahrzehnte in einem langsamen Niedergang vollzogen, zu dem nicht zuletzt die (feindliche) Übernahm durch die Kette „Kunst und Buch“ gehörte, die dann wiederum durch Thalia geschluckt wurde, welche zum Parfümerie-Riesen Douglas gehörte, der wieder von der Oetker-Gruppe kontrolliert wurde.
    Bei so viel buchhändlerischem Herzblut und Sachverstand waren Niedergang und Ende wenig überraschend. Dass die Mayerschen Betreiber aus Aachen in Essen ihre Chance sahen und wahrnahmen, ist letztlich normales Geschäftsleben. Gut, dass das Haus jetzt wieder so genutzt und belebt wird, wofür es 1928 gebaut wurde. Es gibt Bücher statt Socken!

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Kettwiger Straße 35
45127 Essen
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