Mittagschicht

etwa 1955

Zeche Schlegel und Eisen in Herten Langenbochum:

Wenn ich am frühen Nachmittag draußen spielte, sah ich viele Bergleute mit ihrer Brottasche und der silbernen, zerbeulten Kaffeeflasche zur Arbeit gehen. Aufgrund der Erzählungen unserer Väter hatten wir nur vage Vorstellungen von der Welt unter Tage.

Zahlreiche schwarze Narben in der Haut der Bergleute ließen uns die Beschwerlichkeit und Gefährlichkeit der Arbeit ahnen.

Ergriffen und nachdenklich wurden wir, wenn wir früh morgens auf dem Weg zur Schule nach Langenbochum und auf dem Heimweg mittags am Förderturm der Zeche die Fahne auf Halbmast wehen sahen. Wir wussten von unseren Eltern, dass wieder ein Bergmann bei seiner Arbeit zu Tode gekommen war.

Das Foto zeigt ein Ölgemälde meines Vaters Alfred Ficnar.

Den künstlerischen Nachlass meines Vaters, bestehend aus über 200 Werken, verwaltet die Stadt Herten.

Eine Erinnerung von Reinhard Ficnar

1 Kommentar

  1. Bewegend und oeffnet Fragen auf die Zukunft

    Habt ihr Jungen damals befuerchtet, dass ihr als Erwachsene auch unter Tage muesst? Oder dachtet ihr mit Blick auf die Narben und toedlichen Unfaelle – damit muss es ein Ende haben,
    ich mach etwas anderes?

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