Identität und Erbe: Die Maschinenhalle der Zeche Zollern II/IV

1969-2018

Die Zeche Zollern II/IV war einst das Vorzeigeprojekt der Gelsenkirchener Bergwerks AG. Sie steht bis heute für eine der imposantesten Zechenarchitekturen ihrer Zeit. Das Bergwerk, 1966 stillgelegt, entsprach nicht mehr den modernsten technischen Anforderungen. Im Zuge des sich unaufhaltsam ausbreitenden Strukturwandels in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sollte auch die in Europa einzigartige Maschinenhalle abgerissen werden.

Gegen den geplanten Abriss regte sich massiver Widerstand aus der Bevölkerung. Dank eines großen bürgerschaftlichen Engagements wurde das Gebäude im Dezember 1969 als erstes technisches Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.

Der Kampf um den Erhalt der modernen Halle aus unverkleidetem Stahlfachwerk mit einem kunstvoll gestalteten Jugendstilportal wirkte sich auch bis auf die landespolitische Ebene aus und fand sich im Nordrhein-Westfalen-Programm 1975 wider. Dort wurde erstmals explizit auf den Erhaltungswert von modernen technischen Anlagen hingewiesen. Diese erfuhren nunmehr eine dauerhafte Aufwertung und wurden als wichtiger Teil von Kulturlandschaften verstanden.

Als Kristallisationspunkt kollektiver Erinnerung und Identifikation steht die Maschinenhalle auch noch heute als identitätsbildendes Symbol für eine besondere Form von Bürgerbegehren im Ruhrgebiet: Industriekultur. Es ist daher nicht verwunderlich, dass dieses einmalige Bauwerk heute Teil eines Industriemuseums ist und auch für die Zukunft als Erinnerungsort erhalten bleibt.

Wenn ich vor diesem Gebäude stehe, dann erinnere ich mich stets an die Prozesse des Strukturwandels, die dort kristallisierten, verhandelt wurden und sich wie ein mahnender Schleier über dieses bedeutsame Gebäude legen.

Eine Erinnerung von A. Muszeika