Jüdischer Friedhof Bochum-Wiemelhausen

Schon während der üblichen Sonntagsnachmittags-Spaziergänge in meinen Kindertagen Mitte der 50er Jahre führte unser Weg gelegentlich über den Friedhof an der Wiemelhauser Straße. In Richtung Wasserstraße erreichte man den jüdischen Teil. Von diesem ging schon damals aus unerklärlichen Gründen ein besonderer Reiz auf mich aus. Wahrscheinlich kamen mir die Aufschriften und Symbole so geheimnisvoll vor und die schrecklichen Ereignisse in der Nazizeit waren auch in meinem Bewußtsein.
Viele Jahre später führt mich mein Weg immer noch mal an diesen Ort, an dem leider der Zahn der Zeit nagt und ich habe mich etwas mit der Geschichte befasst.
Etwa ab dem Ende des Ersten Weltkrieges fanden Beerdigungen auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Wasserstraße in Wiemelhausen statt, der im Zuge einer Erweiterung des seit dem Ende des 19.Jahrhunderts bestehenden kommunalen Friedhofs angelegt wurde.
Als 1954 im Zuge der Anlegung des neuen Hauptbahnhofs die zwei jüdischen Friedhöfe an der Friedhofstraße / Wittener Straße aufgelassen werden mussten, wurden die Toten zur Wasserstraße umgebettet und die Grabdenkmäler ebenfalls dorthin versetzt.
Der Friedhof an der Wasserstraße wird Prognosen der Friedhofsverwaltung zufolge in drei bis fünf Jahren voll sein, da jüdische Gräber niemals neu belegt werden dürfen.
Daher wird es künftig einen neuen jüdischen Friedhof auf dem östlichen Teil des Hauptfriedhofs am Freigrafendamm geben. Bei den Bestattungen in den letzten Jahren ist festzustellen, dass sich Grabsteine und Grabgestaltungen der christlichen Sepulkralkultur angleichen und das typisch jüdische zurücktritt. Vereinzelt werden aber noch kleine Steine bei den Besuchen der Gräber zurückgelassen.

Eine Erinnerung von Norbert Hugo Wagner

2 Bewertungen

  1. Sehr schöne Bilder.

  2. Kulturelle Traditionen sollten währen

    Kann ich auch nur meinem Vorredner zustimmen. Schöne Bilder. Schade, dass sich die kulturellen Traditionen, in dem Falle die jüdischen, langsam zurückziehen. Jede Kultur sollte, weiterhin versuchen nach seiner Kultur zu bestatten. Wenn jemand Feuerbestattung vorzieht, dann bitte. Ein anderer Erdbestattung nur zu. Assimilation sollte sich nicht in allen Bereichen ausbreiten.

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