Heimkehrer-Dankes-Kirche Bochum

12.12.1959

Mehr als 12 Millionen deutsche Soldaten und Zivilisten waren in Kriegsgefangenschaft. Sie haben in über 9.000 Lagern gelebt bzw. „gehaust“. Viele arbeiteten unter härtesten Bedingungen. Die das überlebt haben und zurückgekehrt sind, haben davon auf vielfältige Weise berichtet. Sie haben eine Stätte geschaffen, die Heimkehrer-Dankes-Kirche in Bochum, die Ausdruck ihrer Dankbarkeit vor Gott über ihre glückliche Heimkehr ist. Nachfolgende Generationen sollen erinnert werden: Das Recht auf Freiheit und Menschenwürde ist nicht selbstverständlich. Es muss stets ins Bewusstsein gerückt und bewahrt werden.

In der Krypta der Kirche befindet sich ein Museum. Es zeigt zahlreiche Gegenstände, die in den Lagern entstanden sind. Hinzu kommen eindrucksvolle Gemälde und Zeichnungen aus dem Alltagsleben der Lagerinsassen sowie eine Reproduktion der so genannten „Stalingradmadonna“. Auch für junge Menschen sind Kirche und Krypta in zweierlei Hinsicht lohnenswert. Zum einen erhalten sie Einblick in die dunklen Jahre der Geschichte. Zum anderen vermittelt der Ort ein tieferes Verständnis für ein Leben in Frieden und Freiheit.

Vikar August Halbe, fünf Jahre kriegsgefangener Priester im Ural, ergriff aus Dank für die Rettung aus der Lagerhaft die entscheidene Initiative zur Errichtung der Kirche. Unterstützung erhielt er dabei vom Pfarrer der Pfarrei St. Franziskus Bochum-Weitmar, Adolf Ostendorf. Der Plan zum Bau der Dankeskirche wurde 1955 der Öffentlichkeit vorgestellt. Unterstützt durch den 1956 gegründeten Kirchbauverein konnten zwei Jahre später 20 Heimkehrer den ersten Spatenstich vollziehen. Am 12.12.1959 weihte Ruhrbischof Dr. Franz Hengsbach (Essen) die Kirche. Sie trägt den Namen „Heilige Familie“ und erinnert an die Heimkehr der Familie Jesu aus Ägypten. Seit 2005 steht das Gotteshaus unter Denkmalschutz.

Die Kirche ist für mich und für viele Menschen aus der Region und weit darüber hinaus ein Erinnerungsort von nationalem Rang im Ruhrgebiet, in der die historische und religiöse Erinnerung einer Generation von Kriegsteilnehmern ihren Ausdruck gefunden hat. Die architektonische Konzeption, die Krypta und das Bildprogramm der Fenster („Straße des Krieges“) stellen eine Gesamtheit dar. Mit dem großen Chorfenster „Lobgesang der Jünglinge im Feuerofen“ hat beispielsweise der Maler Wilhelm de Graaf als Kriegsteilnehmer seinen Dank ausgedrückt.

Von 1960 bis 2009 versammelten sich zahlreiche ehemalige Kriegsheimkehrer aus ganz Deutschland am Sonntag nach Pfingsten (Dreifaltigkeitssonntag) hier zu ihrem „Heimkehrer-Danktag“.

Eine Erinnerung von Christian Herker

1 Kommentar

  1. Recht auf Menschenwürde

    Gut und eindringlich beschrieben. Und richtig: Das Recht auf Freiheit und Menschenwürde ist nicht selbstverständlich. Es muss stets ins Bewusstsein gerückt und bewahrt werden. Das kann nicht oft genug wiederholt werden in einer Zeit, in der in Deutschland augenscheinlich ganz normale Mitbürger wie selbstverständlich Flüchtlingsunterkünfte azünden.

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