Der Milchmann

27. 01. 2017

Noch bis weit in den goldenen Wirtschaftswunderjahren,

sah man ihn durch alle Straßen des Kohlenpotts fahren.

Er bot hier seine verschiedensten Milchprodukte an,

fast jeder Bewohner kannte den eifrigen Milchmann.

 

Die Milch von glücklichen Kühen verkaufte er lose,

allein Glücksklee und Bärenmarke gab´s in der Dose.

Für den Transport der Milch war die Milchkanne allemal

viel umweltfreundlicher als Verpackungsmaterial.

 

Viele Hausfrauen kauften die frische Milch wohl bedacht

und in der Hoffnung, dass Milch müde Männer munter macht.

Doch die Hoffnung verpuffte und ihnen wurde schnell klar,

dass diese Annahme eine Milchmädchenrechnung war.

 

Manches Kind hat mit der Kanne die Fliehkraft ausprobiert,

fest überzeugt, dass alles glatt verläuft und nichts passiert.

Machten aber Milch und Fliehkraft kein „gemeinsames Ding,“

das Experiment oft gewaltig in die Hose ging.

 

Der Tetrapak, der dann später als Verpackung einschlug,

nun zur Einstellung des Verkaufs der losen Milch beitrug.

Abgepackte Milch nun in jedem Ladenregal stand

und der Milchmann nach und nach aus dem Straßenbild verschwand.

 

Nicht alle Kids wissen, dass man von der Kuh Milch bezieht,

geschweige denn, wie so ein Tier lebt und wie es aussieht.

Sie können auch nicht die Farben des Rindviehs benennen

und nur die lila Kuh aus der Fernsehwerbung kennen.

 

 

 

 

Eine Erinnerung von Werner Siepler

2 Bewertungen

  1. …und in Duisburg hatten wir die wunderbare Milchtüte direkt an der A59 undsie haben sie 1994 gesprengt
    🙁
    https://d2upmi9jmg2f2.cloudfront.net/image_files/processed_attachments/000/020/552/V2/medium/IMG_0004.JPG

  2. Milch

    Stimmt. Kenn ich. Morgens gegen zehn pfiff unser Milchmann mit einer Art Trillerpfeife eine kurze Erkennungsmelodie. Dann wußten alle auf der Straße Bescheid. Die Milchkannen wurden in die Hand genommen. Oder schnell ausgeleert und gereinigt. Die Milch gabs aus einem großen Edelstahltank in den kleine Kreise gebürstet waren. sie kam aus einer Zapfeinrichtung, die mich an den Kopf einer Kuh erinnerte. Und dann bekam man die Milch. Manchmal mit einer oder zwei Fleigen. Die Leute waren nicht zimperlich. Lose Milch war am preiswertesten. Sie wurde bar bezahlt. Ich meine ein Liter kostete vor über fünfzig Jahren um die 20 Pfennige. Es gab aber auch schon Milch in der Tüte. Das waren pyramidenförmige Verpackungen aus einer Art paraffinierter Pappe. Und es gab Milch in Milchflaschen, auf denen damals ein Pfand war. Die Milchflaschen hatten einen Verschluß aus einem sehr dünn ausgewalzten Aluminiumblech, das, wenn ich mich recht erinnere, auf der Innenseite schon einen dünnen Kunststoffilm hatte. (Ich weiß, es ist falsch geschrieben, aber drei f finde ich blöd!) Mit diesem Kunststoffilm klebte der Deckel am geprägten Glasrand der Flaschen und dichtete sie ab. ‚Die Flaschenmilch war sehr viel teurer. Es gab auch kleinere Milchflaschen, in denen die „Schulmilch“ ausgeliefert wurde. Sie wurde übrigens damals in Kästen aus verzinkten Stahlblechen ausgeliefert, und zwar warm! Das kostete 64 Pfennige die Woche, die damals und noch bis in die siebziger Jahre in der Schule eine sechs-Tage-Woche war. Die 64 Pfennige waren meinen Eltern viel zu teuer. Immerhin hatten sie damals vier Kinder, die in die Schule gingen. Manchmal aber blieben eine oder zwei Flaschen übrig. Damit die Milch nicht schlecht wurde, hat sie die Lehrerin dann schon mal als Belohnung verteilt. Auf diese Weise bin ich auch schon einmal in den Genuß gekommen, den Deckel mit dem beiliegenden Strohhalm zu durchstoßen und dann immer noch warme Milch zu trinken. Die Strohhalme waren anfangs wirklich aus Stroh und sie wurden auch gesammelt, um dann später zum Beispiel Weihnachtssterne daraus zu basteln. Auch die Aluminiumdeckel wurden noch gesammelt. Die Flaschen wurden wieder in ihre Kästen zurückgestellt und dann wurden sie vom Hausmeister dem Abholdienst des Milchhofes übergeben. Nach einer intensiven Reinigung mit keimtötender Natronlauge wurden sie dann wieder verwendet. Das hat doch alles funktioniert! Die lose Milch, die zu Hause übrig blieb, wurde in eine Porzellanschüssel geschüttet und stehen gelassen. Nach zwei bis drei Tagen wurde die Milch sauer und dick. Diese diese Milch schmeckte ein bißchen sauer und manche Leute mochten sie sehr gern Wenn ich so etwas mit der heutigen sogenannten länger haltbaren Milch aus der Tüte versuche, geht das nicht. Da entsteht allenfalls eine übel riechende Pampe. Wahrscheinlich werden bei dieser neuen Tütenmilch genau die Bakterien abgetötet, die dafür gesorgt hätten, daß eine schmackhafte dicke Milch entsteht. Vielleicht ist das auch Absicht, weil vielleicht kein Joghurt mehr verkauft werden könnte, wenn man selbst noch dicke Milch herstellen könnte. Nach der losen Milch und vor den heute stehenden Papptüten gab es auch noch Milch im Schlauch. Da wurde die Milch einfach in einen Plastikschlauch gefüllt. Der hat sich nicht durchgesetzt, da nicht alle Milchtrinker ständig darauf verpflichtet werden wollten, ihre Geschicklichkeit im Umgang mit diesen Tüten zu erproben. Viel zu oft wurde die Milch verschüttet.

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 Bochum
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